Newsarchiv: Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät I
Jahr 2023
Für ein bundesweites Studierendenticket – ohne Ausbeutung und Blockadehaltung
22.06.2023: Als FSR Phil Fak 1 schließen wir uns dem Statement des Studierendenrates an und sind unsererseits empört über das Verhalten des Koordinierungsrates Deutschlandticket. Einerseits haben die Verantwortlichen (Verkehrsverbünde und –minister*innen), die vergleichsweise gute Idee gehabt, über ein bundesweites Studierendenticket zu reden. Andererseits haben sie dabei versäumt auch nur eine studierende Person zu befragen und ebenso dabei versagt, einen halbwegs günstigen Preis auszupendeln.
Und genau darum geht doch diese Preisesoterik: Das 9-Euro-Ticket hat 9 Euro gekostet, weil das irgendwie wenig ist. Das 49-Euro-Ticket sollte mehr kosten, um armen Leuten nicht zu viel Mobilität zuzugestehen, also warum nicht 49, das ist ja fast die Hälfte von hundert? Und das Studierendenticket, welches vom Koordinierungsrat vorgeschlagen wird, das soll eben 29,40 Euro kosten, also weniger als bei den richtigen Menschen, aber auch nicht so billig, dass Studierende nicht in finanzielle Problemlagen kommen würden – schließlich will man sie ja auch nicht verwöhnen, sondern auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Der offizielle Grund ist übrigens, dass sich die Tickets im Solidarmodell (also: alle zahlen) dann selbst tragen würden. Tun sie das? Und wie will man das überhaupt feststellen, wenn die Studierenden die Tickets ja im Zweifelsfall auch nicht kaufen würden, wenn es kein Semesterticket gäbe? Aber egal, gerade die 40 Cent sind hier sicher entscheidend.
Als Studierende haben wir allerdings eine eigene Agenda, auch wenn diese gerne ignoriert wird: Wir wollen ein bundesweites Ticket, aber bitte ohne uns besonders auszubeuten. Und das bedeutet es, wenn unser Ticket sich selbst tragen soll, das Deutschlandticket für alle aber subventioniert wird. Wir wollen auch Subventionen und maximal 19 Euro im Monat zahlen. Oder 17,89. Zur Not auch 19,17 Euro. Besser wäre eh das 9-Euro-Ticket für alle, da würden wir auf die Extrawurst für Studis verzichten.
Aber es wäre nicht deutsche Verkehrspolitik in neoliberalen Zeiten, wenn es nicht noch ein weiteres Problem geben würde: Auch das 29,40-Euro-Ticket ist umstritten und soll laut Berichten sowohl von der bayerischen CSU als auch von der FDP in Sachsen-Anhalt blockiert werden. Während wir als Sachsen-Anhalter*innen wenigstens nichts mit der bayerischen Regierung zu tun haben, ist Letzteres mal wieder typisch. Da das Verkehrsministerium unter Lydia Hüskens (ehemalige Chefin des halleschen Studentenwerkes, FDP) in eine bockige Blockadehaltung geht, können wir nicht über Verbesserungen beim Solidarticket reden, sondern müssen um das Ticket an sich fürchten.
Wir sind also empört. Gleichzeitig fordern wir, dass es eine doppelte Protestbewegung gibt: Gegen die Blockade und für das bundesweite Studierendenticket. Aber auch gegen überhöhe Preise und für fette Subventionen. Denn Mobilität ist ein Grundrecht und kein Luxus, für den Studierenden sowieso kein Geld haben.
Nach der Räumung von Lützerath: Die Klimakatastrophe weiter bekämpfen!
23.01.2023: Die letzten Wochen standen im Zeichen der Bewegung für Klimagerechtigkeit. In Lützerath setzten sich 35.000 Menschen gegen die Räumung des Dorfes ein, bundesweit gab es Solidaritätskundgebungen, an der MLU wurde das Audimax besetzt, um eine schnellere Klimaneutralität zu erreichen. In Halle wurde zuletzt am 20. Januar für ein Ende des fossilen Kapitalismus und gegen die Klimakatastrophe demonstriert.
Dort wurde zurecht darauf aufmerksam gemacht, dass der Protest mit der Räumung nicht gescheitert ist, da die Kohle noch im Boden ist. So gibt es weitere Proteste gegen das rheinische Kohlerevier: https://www.ende-gelaende.org/
Dazu wurde darauf hingewiesen, dass es auch an anderen Orten Kämpfe gegen die weitere Zerstörung von Umwelt und Klima gibt. Dem Aufruf, sich ebenso dort zu engagieren, wollen wir an dieser Stelle unterstützen.
So haben Aktivist*innen den “Heibo” in der Radeburg-Laußnitzer Heide (Sachsen) besetzt. Hier sollen Wald und Moore einem Kiestagebau weichen. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt des Ökosystems, sondern natürlich auch ums Klima, denn Moore sind natürliche CO2-Speicher, die damit aktiv zerstört werden. Weitere Informationen findet ihr hier: https://heibo.noblogs.org/
Im Saalekreis gibt es immer wieder Protest gegen den Autobahn- und Bundesstraßenausbau von Anwohner*innen und Aktivist*innen, die im letzten Jahr dort ein Klima-Camp veranstaltet haben. Der für die Kritik ist die Zerstörung der Landschaft und gleichzeitig die Tatsache, dass neue Straßen der Verkehrswende objektiv entgegenstehen. Weitere Gründe finden sich hier: https://klimacamp-saaletal.de/
Darüber hinaus gibt es im Moment starke Auseinandersetzungen rund um den Ausbau des Frachtflughafens Halle/Leipzig. Während die Auslastung des Flughafens in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist, reicht das den Betreiber*innen nicht, die eine weitere Expansion und Zentralisierung der Logistikunternehmen erreichen wollen. Auch hier geht es sowohl um das Klima als auch die Lärm- und Umweltbelastung der Anwohner*innen. Das Bündnis versucht derzeit vor allem in Sachsen Druck auf die Politik zu machen: https://www.buendnislej.com/
Aber wichtig bleibt es auch, die nach der Besetzung verkündeten Klimaschutzziele kritisch zu prüfen. Wenn die MLU wirklich 2030 klimaneutral werden und eine kritische Lehre anbieten will, dann muss sich schnell sehr viel ändern. Deshalb finden wir es gut, dass “End Fossil: Occupy! Halle” sich weiter engagieren will und weitere Studierende ihre Unterstützung angekündigt haben: https://halle.endfossil.de/